An Bord der MS Lofoten
Ein Gastbeitrag von Stephan Siegert shipsatsea.de freundlicherweise justtravelpassion.de zur Verfügung gestellt
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An Bord von MS Lofoten wird die Zeit gut 50 Jahre zurückgedreht: 1964 in Oslo gebaut, befährt das Schiff seither nahezu pausenlos die klassische Hurtigruten-Strecke entlang der norwegischen Küste.
MS Lofoten wird nun nach über 55 Dienstjahren und ihrem „Fare-Well-Jahr“ den Liniendienst auf der Postschiffslinie einstellen – die sogenannte „The old Lady of the sea“ wird (Stand Februar 2020) in den Ruhestand gehen – „Farewell Lofoten“.
SHIPS@SEA ist daher im Abschiedsjahr 2020 noch ein weiteres Mal an Bord gekommen, um eine umfangreiche Bilderdokumentation aufzunehmen. Neben der wunderbaren Hurtigruten-Reise an sich, widmen wir uns den besonderen Gegebenheiten an Bord, die man heutzutage kaum mehr auf aktiven Passagierschiffen in dieser Form findet:
dem beinahe nostalgischen Maschinenraum, die unterschiedlichsten Kabinen-Einrichtungen und – sicher nicht weniger faszinierend – die anspruchsvollen Fracht-Verlade-Aktivitäten per Bordkran mit beeindruckendem menschlichem Geschick der Crew – und vielem mehr.
Mit zwei Fotografen haben wir nahezu jeden Winkel des Schiffes vom „A-Deck“ über das „Gefängnis“ bis hin zum „WC“ und zahllosen weiteren Details eingefangen.
Es ist eine STORY@SEA dieser Postschiffsreise entstanden, die schon bald Geschichte sein wird. Eine vergleichbar detaillierte Dokumentation findet man weder online, noch gedruckt – daher wünschen wird nun viel Freude beim reich bebilderten Eintauchen in die „gute, alte Lofoten-Ära“.
Anfang Januar steigen wir bei Bergen-typischem Wetter am südlichsten Punkt der Hurtigruten-Reise ein. Heute regnet es aus beinahe allen Richtungen so stark , dass unser Reisegepäck teilweise von innen durchnässt ist. Ungewöhnlich für diese Jahreszeit ist, dass beinahe Gesamt-Norwegen unter dem Einfluss eines extremen atlantischem Tiefdruckgebietes liegt, welches sehr starken Wind und Wellen, teilweise Sturm und zu viel Regen bei zu hohen Temperaturen liefert – es liegt eine feucht-ruckelige Reise vor uns.
Pünktlich heißt es schließlich „Leinen los“ und die gesamte Küstenreise mit Hurtigrutens Klassiker liegt vor uns – ein gutes Gefühl. Weniger gut ist das Gefühl in der ersten Nacht oben im Doppelstockbett zu liegen: Der kurz nach der Abfahrt einsetzende Seegang ist bereits beachtlich. Werde ich etwa schlafend aus dem Bett geworfen? Aber es geht gut und ausgeruht ruft am nächsten Morgen das erste Frühstücksbuffet im gemütlichen Speisesaal von MS Lofoten. Kurz darauf erreichen wir bei freundlichem Wetter Alesund und erkunden diese sehenswerte Jugendstilstadt.
Nach der Abfahrt mit Kurs auf Molde treffen wir uns mit der engagierten Schiffsführung und besprechen detailliert wie und wann wir welche Aufnahmen machen werden und kurz darauf geht es bereits los: in Trondheim verfolgen und dokumentieren wir fotografisch die Verladearbeiten sowohl vom Vorschiff und Bordkran aus, als auch „unter Deck“ im erstaunlich geräumigen Frachtraum. Hier wird die Fracht noch fachmännisch von Hand verstaut und gesichert. Bei den teilweise rauen Seebedingungen ist letzteres ein wichtiger Punkt. Wir erfahren auch, wie wichtig es ist, dass alles an seinem richtigen Platz steht; denn bei der Vielzahl der angelaufenen Häfen darf kein auch noch so kleiner Karton vergessen werden. Auf dem Rückweg vom Frachtraum kommen wir an der schiffseigenen Gefängniszelle vorbei – diese gibt es tatsächlich an Bord. Erfreulicherweise wird sie nahezu nie benutzt, wie der Kapitän ausdrücklich erwähnt. Passagiere und Crew kommen offenbar stets gut miteinander zurecht und alles andere hätte uns auch sehr gewundert: Die an Bord befindliche Besatzung versprüht eine authentisch-herzliche Gastfreundschaft, die bei den Passagieren sehr gut ankommt.
Die Polarkreistaufe auf dem Achterdeck am Heck wird bei gruseligem Wetter durchgeführt – zimperlich ist man bei aller Herzlichkeit nicht. Und so bekommt jeder Reisegast neben einer Taufurkunde eine erfrischende Suppenkelle voll Eiswürfelwasser in den Nacken verabreicht. Wer jetzt nicht hellwach ist, wird es vermutlich auch auf dieser Reise nicht mehr werden. Zuvor hat uns der Vestfjord ganz tüchtig durchgeschüttelt: Windstärke 10 mit Windgeschwindigkeiten von ca. 100 km/h und 7 m hohen Wellen – das ist schon eine Hausnummer für die doch recht kleine Lofoten. Ergo: alle Häfen der dem Schiff namensgebenden Inselgruppe fallen ersatzlos aus. Wehe dem, der hier plante von Bord gehen zu wollen…
Stattdessen tauchen wir in das Eigenleben des beinahe nostalgisch wirkenden Maschinenraumes ein – Computer sucht man hier vergeblich. Dafür begeistert die offenbar sehr langlebige Mechanik: Die Hauptmaschine ist ein Original von 1964 und hat bereits etliche Rekorde eingestellt, von denen moderne (Kreuzfahrt-)Schiffe bestenfalls träumen können. Hier an Bord läuft sie ruhig vor sich hin. Und läuft und läuft – und das seit Dekaden. Nach dem ausführlichen Aufenthalt im Maschinenraum mit einem charakteristischem Lärmpegel zieht es uns wieder an die feucht-frische Luft hinaus.
Wir beobachten das Anlegen in Tromsø und sehen bereits aus einiger Entfernung die erleuchtete Eismeerkathedrale. Jetzt sind wir im hohen Norden angekommen, denn obwohl es erst später Mittag ist, ist es bereits wieder stockdunkel. Die Sonne bekommen wir in den nächsten sechs Tagen nicht mehr zu Gesicht. Stattdessen verzaubert uns das einzigartige Dämmerlicht des arktischen Nordens gepaart mit einigen – wenn auch schwachen – Polarlichtern.
Bei einsetzendem Schneefall und Temperaturen unter Null erreichen wir mit Honnigsvag schließlich das Nordkap. Die Szenerie ist beeindruckend und ein Besuch lohnt sich zu jeder Jahreszeit. Aber auch die an Honnigsvag direkt angrenzenden Berge lohnen eine Wanderung und bieten hervorragende Panoramen – und das zum Nulltarif.
Die täglich mehrfach wechselnden Hafenszenen machen beinahe jedes Anlegen auch wert an Land zu gehen – und sei es nur für wenige Minuten. Hut ab vor demjenigen, der nach Ende der Reise zu jedem Hafen noch ein mentales Bild für sich skizzieren kann…
Die Story geht noch weiter mit vielen schönen Bildern, Informationen und mehr Details über diese
„The old Lady of the sea“ besuche dafür:
Viel Spaß beim weiterlesen