Ein Gastbeitrag von Klaus Thurow
Vielen Dank für den Beitrag, Klaus.
Die Erlebnisse von anderen Gast Autoren macht einen Reiseblog lebendig und interessanter für die Leser!
Segelreise zu den Kanaren.
Segelreise zu den Kanaren - Nordsee
Eigentlich sollte es in die Südsee gehen. Wenn schon, denn schon! 5 Jahre lang bastelten wir neben unserer normalen Arbeit mal mehr mal weniger an einem älteren 12 m langem Stahlsegelboot herum und waren im Sommer 2016 bereit für das große Abenteuer. Auf Borkum warteten wir sehnsüchtig auf Ostwind, d.h. auf Rückenwind in Richtung Süden. Mit Rückenwind ist alles leichter, nur die ganz harten Segler beginnen ihre Fahrt bei Gegenwind…. Nach einer Woche ging es los: moderate Bedingungen bei 4 bis 5 Windstärken aus Ost. Leider kam nach drei Tagen, früher als erwartet, kräftiger Gegenwind auf und wir liefen bei starkem Gegenwind in Seebrügge, Belgien ein. Monikas erste Nachtansteuerung. Ziemlich erschöpft durch die vorherigen, ungewohnten Nachtwachen war das ein beträchtlicher Kraftakt.
Segelreise zu den Kanaren - Ärmelkanal
Auch die schönste Pause ist vorbei, wenn die Winde wieder aus der richtigen Richtung kommen. Leider folgte Schwachwind und wir motorten überwiegend nach Cherbourg, Frankreich. Im Ärmelkanal kam natürlich für einen ganzen Tag Nebel auf, wir spitzten die Ohren, gaben Nebelsignale, kontrollierten ständig unseren AIS-Empfänger und drosselten die Fahrt. Die Nächte waren kalt, eiskalt.
Das Museum-Atom-U-Boot in Cherbourg passte nicht recht zur friedlichen Urlaubsstimmung, doch zwei Tage nach dem Besuch feierten wir unseren Hochzeitstag. Auf der Weiterfahrt nach La Coruna bereitete unsere Selbststeueranlage von Windpilot Probleme und wir kürzten nach Roscoff, Bretagne ab. Der Jachthafen ist nach Nord und Süd geöffnet und wird voll von den Gezeiten durchströmt. Langsam fuhren wir ein und hatten dennoch 7 Knoten durch den Strom. Nur mit Mühe, d.h. mit Maschine voll voraus im mitziehenden Strom konnten wir wenden und schrammten dabei knapp an anderen Jachten vorbei. Unsere Liegeplatznachbarn sagten später, dass es hier oft Bruch gibt.
Segelreise zu den Kanaren - Biskaya
In der Biskaya erreichten wir in der Nacht vor unserer voraussichtlichen Ankunft über Kurzwellenradio Intermar Deutschland. Freundlich aber bestimmt wies man uns auf eine Trogsituation hin, in deren Folge wir mit Sturm bis Windstärke 9 rechnen müssten. Wir hatten noch spiegelglattes, bleiernes Wasser und außerdem begleitete uns der Freund aller Segler, der Vollmond. Trotzdem waren wir sehr nervös. Die letzten Stunden vor Ankunft waren dann aber doch super: zuerst sichtete Monika neben uns einen riesigen Wal und dann schob uns Starkwind bei blauem Himmel in die Buch von La Coruna. Immer noch war es kühl, vor allem in den Nächten ungewohnt kalt, obwohl wir doch schon so weit im Süden waren. Die Segellegende Jimmy Cornell betreute dort gerade seine Transatlantik Kandidaten und wir luden ihn zu einem Besuch bei uns an Bord ein.
Das Cap Finisterre umrundeten wir bei Schwachwind, aber wieder zog Nebel auf, dicker, fetter, undurchdringlichen Nebel. Die Großschifffahrtsroute führt hier direkt vorbei und wir waren sehr erleichtert, nach etlichen Stunden Fahrt in die Bucht von Muros abbiegen zu können. Eine längere Ankerpause legten wir im wunderschönen Bayona ein.
Segelreise zu den Kanaren - Portugal
Der erste portugiesische Hafen hieß Póvoa de Varzim. Auch hier kam kurz vor der Ansteuerung wieder dicker Nebel auf. Ein Freund von uns aus Emden war schon mit seinem Boot dort und erwartete uns. Nach unserem Festmachen im Hafen erzählte er von seiner Sorge um uns, weil die portugiesischen Fischer ohne Rücksicht und mit Fullspeed auch im Nebel in den Hafen ein- und ausfahren. Unser Freund ist Portugiese und mit einer Deutschen verheiratet, also beste Voraussetzungen, um das Land gemeinsam zu erkunden. Langsam zogen wir gemeinsam in den nächsten Wochen die Küste herunter und steuerten jeden Hafen an.
Fast immer kam um 14.00 Uhr starker Wind auf und wir hatten große Mühe, wenn wir später in die Häfen fuhren, mit unserem schweren Stahlboot ohne Bugstrahlruder anzulegen. Auch liegen einige Häfen hinter Flussmündungen und man glaubt nicht, mit welch großer Gewalt das Wasser strömt.
Erst vor Cascais fühlte es sich richtig warm an. Lau fächelte eine Brise abends in der Ankerbucht über die Segler und man konnte nachts im T-Shirt draußen im Cockpit sitzen.
Gleich um die Ecke, an der ersten Südküste von Portugal, liegt Sesimbra. Hier überwinterten wir gemeinsam mit unseren Freunden für deutlich kleineres Geld, als an der Algarve. Von hier aus gingen Fahrten mit dem Bus nach Lissabon und mit dem Mietauto quer durch Portugal. Wir wurden extrem freundlich im Kreis des Segelclubs Sesimbra aufgenommen. Leider störte manchmal bei ungünstigem Wind die nahe Kläranlage, aber im Großen und Ganzen war es klasse.
Im Mai nächsten Jahres zogen wir in einem Rutsch nach Süd in die Lagune bei Faro. Der Ankerplatz in der großen Bucht ist nicht überall gleich gut, wir holten zigmal den Anker wieder hoch, weil er im Schlamm nicht hielt. Unser Nachbar hatte wohl schon vor langer Zeit einen guten Platz erwischt, jedenfalls hatte er sich eingerichtet: Jeden Morgen fuhr er mit dem Schlauchboot zur Arbeit weg und stellte nach der Heimkehr abends seinen ungedämmten Generator an. Ein paar Tage später versuchten wir ihn zu überreden, seinen Generator seltener zu gebrauchen, weil uns und vielen anderen in der Bucht der Höllenlärm auf die Nerven ging, doch er meinte nur lapidar, er hätte nun mal drei Kühlschränke und die bräuchten Strom. In den 4 Wochen in der Lagune mussten wir 6 Mal Ankerwache nachts halten, weil der Anker im heftigen Wind schlierte und einmal war der Wind so stark, dass der vor uns liegende Einhandsegler auf Drift ging und fast auf die Sände trieb. Culatra, die vorgelagerte Sandinsel hat einen riesig langen, traumhaften Sandstrand und karibischen Charme. Auch die preiswerte Fährverbindung nach Olhão ist dank der urigen Fähre ein Vergnügen und praktisch zum Einkaufen.
Der nächste Schlag nach Süden dauerte 4 Tage und Nächte und führte uns nach Madeira, genauer nach Porto Santo, der kleinen Nachbarinsel. Gleich zu Anfang spielten Delfine bei unserem Boot, wir waren begeistert. Doch auch jetzt waren die Nächte wieder kalt und die Bewegungen im Seegang gewöhnungsbedürftig. Monika konnte kaum im Boot sein und richtete sich bei Regen und Sonnenschein im Cockpit ein. Im Morgengrauen des 5. Tages sichteten wir Porto Santo. Wer Ruhe und Strand liebt, ist hier richtig.
Zwei Wochen verbrachten wir auf dieser herrlichen Insel und segelten dann weiter nach Quinta do Lorde, Madeira. Dort war im Gegensatz zum Haupthafen Funchal Platz, dafür wehte es hier meist sehr heftig, was das Anlegemanöver mal wieder erheblich erschwerte. Grün, wild, wunderschön: Madeira ist eine Trauminsel. Hier reifte zum ersten Mal der Gedanke zum Zweitwohnsitz auf solch einer Insel.
Islas Canarias
Für den Hafen in Las Palmas, Gran Canaria, brauchten wir eine Anmeldung, hier wurden bald die Schiffe der ARC erwartet und die Plätze waren rar. Wir wollten aber unbedingt dorthin, weil es dort die niedrigsten Liegeplatzpreise in fast ganz Europa gibt. 3 Tage und Nächte waren wir wieder unterwegs. In Las Palmas gefiel es uns bestens und so entschieden wir uns, das Boot zu verkaufen und uns auf den Kanaren, den Inseln des ewigen Frühlings zeitweise niederzulassen. Durch einen Abstecher nach Teneriffa kamen wir dort auf den Geschmack und wohnen nun im Süden der Insel mit Blick auf das Meer und auf La Gomera.
In der Bucht von Los Cristianos habe ich vor fast 30 Jahren mit meinem damaligen kleinen Stahlboot Auryn, begleitet von einem Freund, eine Runde gezogen, dreimal getutet und bin aufgebrochen nach Martinique….4 Wochen hat die Überfahrt gedauert. Aber dies ist eine ganz andere Geschichte.
Autor Klaus Thurow, Copyright Text und Bilder Klaus Thurow